Eine neue Studie des Bundensamts für Energie zeigt, dass in Serverräumen und Rechenzentren rund 45 % des Verbrauchs mit geeigneten Massnahmen eingespart werden könnte.
Mit rund 2100 Gigawattstunden waren Serverräume und Rechenzentren (RZ) im Jahr 2019 für etwa 3,6 % des hiesigen Stromverbrauchs verantwortlich. Das zeigt die am 13. April 2021 veröffentlichte Studie «Rechenzentren in der Schweiz – Stromverbrauch und Effizienzpotenzial». Gemäss der im Auftrag des Bundesamts für Energie BFE durchgeführten Untersuchung verbrauchen nebst den RZ-Dienstleistern vor allem sehr grosse und spezialisierte firmeninterne Rechenzentren viel Strom. Solche werden hauptsächlich von Forschungseinrichtungen sowie in der Finanz-, Versicherungs- und Gesundheitsbranche betrieben.
Umgesetzte Massnahmen
Die Studie zeigt, dass die Schweizer Serverräume und Rechenzentren durch geeignete Effizienzmassnahmen jedes Jahr knapp 1000 Gigawattstunden einsparen könnten, also beinahe die Hälfte ihres Stromverbrauchs. Zudem wurde festgestellt, dass bei den RZ-Dienstleistern das Bewusstsein für Energieeffizienz bei der gebäudetechnischen Infrastruktur höher ist als bei den unternehmensinternen RZ. Die RZ-Dienstleister haben in der Vergangenheit auch schon mehr konkrete Massnahmen umgesetzt (siehe Grafik). Dazu gehören die Einhausung von Servern oder die Trennung von Warm- und Kaltgang sowie die (teilweise) Nutzung von Free-Cooling. Auch IT-seitig wurden bereits nennenswerte Fortschritte erzielt, insbesondere durch den Einsatz von energieeffizienteren Speichern (SSD) und durch eine verbesserte Auslastung infolge zunehmender Virtualisierung.
Steigender Strombedarf erwartet
Verschiedene Trends dürften der BFE-Studie zufolge dazu führen, dass der Strombedarf für Rechenzentren und Serverräume in der Schweiz künftig deutlich zunehmen wird. So haben steigende Anforderungen an die Sicherheit und den Datenschutz die Schweiz für grosse Cloud-Anbieter attraktiver gemacht. Kürzlich haben sich bereits namhafte Unternehmen in der Schweiz angesiedelt und sind daran, ihre Aktivitäten auszubauen. Auch Faktoren wie die politische Stabilität, die Verfügbarkeit von Fachkräften, die sichere Stromversorgung und die zentrale Lage in Europa prädestinieren den Standort Schweiz für den Bau und Betrieb neuer Rechenzentren. Gleichzeitig wird das Datenvolumen durch die digitale Transformation (Big Data, IoT, Industrie 4.0, Cloud-Computing etc.) stark wachsen und die Nachfrage nach leistungsstarken Rechenzentren weiter vorantreiben.
Die BFE-Studie geht davon aus, dass diese Entwicklungen den Strombedarf der Rechenzentren hierzulande von heute 2100 mittelfristig auf bis zu 3500 Gigawattstunden pro Jahr steigen lassen könnten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Sparpotenzial möglichst gut ausgeschöpft wird. Die Autoren der Studie empfehlen, dass Bund und Kantone eng mit der Branche und mit den Gemeinden zusammenarbeiten, um die Effizienz in Rechenzentren zu fördern und so den steigenden Strombedarf zu dämpfen.